Chronik Waldidylle - Die Dreißiger Jahre

30 Jahre nach Ortsgründung erlebte Waldidylle eine 2. Bauphase, in deren Ergebnis der Ort sich um das Doppelte vergrößerte. Grundlage dafür war unter anderem eine für diese Zeit fortschrittliche Erschließung des Baugeländes. 1930 wurde eine zentrale Wasserleitung mit zugehörigem Wasserwerk gebaut, in die Gräben wurden gleichzeitig die Rohre für Abwasser verlegt, da der Bau einer Kläranlage geplant war.

Straßen und Fußwege wurden angelegt und von Dresden fuhr 3-mal täglich ein Bus bis nach Waldidylle, im Winter bis nach Oberbärenburg, von wo dann eine Weiterfahrt mit Pferdeschlitten möglich war.

Alle Erschließungsarbeiten waren mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden. Der zum Teil felsige Untergrund wurde mit Hacke und Schaufel bis zu 1 ,80 m tief aufgegraben und nur bei großen Felsblöcken konnte gesprengt werden. Die Arbeitsgeräte mussten jeden Abend in der Falkenhainer Schmiede neu geschärft werden.

Ebenso anerkennenswert ist das Bemühen um eine regionaltypische und naturschonende Bauweise. Der Landesverein Sächsischer Heimatschutz erarbeitete in Zusammenarbeit mit dem Baumeister Frido Tröger aus Oberbärenburg und Baumeister Oette aus Schmiedeberg ein Bebauungskonzept für Waldidylle, das eine maßvolle Erweiterung des Ortes innerhalb des Hochwaldes sowie die Errichtung eines Kurhauses vorsah.

Die Baumaterialien wurden vor Ort gewonnen. Nördlich des bestehenden Ortes wurde im Gemeindewald eine Kiesgrube erschlossen, der heimische Granitporphyr wurde von den Bauern als Lesestein angeliefert (pro Fuhrwerk 5 RM> und Holz wurde hauptsächlich für die Fassadenverkleidung und für Fachwerk verwendet. Die Fachwerkbauweise ist noch sichtbar am Haus Baudenweg Nr.2, am Klingehaus, welches zusätzlich Bemalungen im Jugendstil aufwies, und am Haus Falkenhorstweg 12.

Die neuen Gebäude wurden hauptsächlich im Bereich Mittelweg, Hirschsprunger Weg und Am Hang errichtet. In Waldidylle wurde auch eines der ersten Fertigteilhäuser, das Linserhaus, auf 1 00 Pfählen errichtet. Noch unbebaute Grundstücke zwischen den bereits bestehenden Häusern wurden ebenfalls verkauft, es entstanden u.a. Haus Zschocke und Haus Felicitas. Alle Arbeiten bei der Erschließung und Bebauung Waldidylles wurden ohne maschinelle Hilfe durchgeführt, einzig und allein eine Dampfwalze konnte beim Straßenbau eingesetzt werden.

Die Gemeinde unter Bürgermeister Moritz Schwenke hatte große Mühe bei der Erschließung des Baulandes mit Grundstücksverkauf und Bauanträgen Schritt zu halten. Es wurde Wert darauf gelegt, große Grundstücke mit mehr als 1000 m2 zu verkaufen, um den Charakter einer weitläufigen Waldsiedlung zu erhalten. Bei Quadratmeterpreisen von 2 bis 4 RM/m2 konnten sich das nur Vermögende leisten. So siedelten sich vorwiegend Fabrikbesitzer und finanzkräftiges Bürgertum im Ort an.

So erwarb Generalmusikdirektor Prof. Dr.Karl Böhm ein Grundstück, der Fabrikant Emil Theodor Robert Gleitsmann erbaute den Tannenhof und Prof. Dr. med. Albert Fromme bezog ein Haus am Hirschsprunger Weg.

Ebenfalls 1930 baute Bruno Schmieder den noch heute bestehenden Lebensmittelladen, der 1938 nochmals vergrößert wurde. Zusammen mit seiner Frau Hilma verkaufte er alles Lebensnotwendige. Mit im Haus betrieb er eine Schuhmacherwerkstatt, die später sein Sohn Gottfried übernahm. Die Schuhe wurden damals zu Fuß auch aus umliegenden Ortschaften abgeholt und repariert wieder zurückgebracht. Der erste Tagesumsatz betrug 97 Pfennig, stieg aber mit der wachsenden Einwohner- und Urlauberzahl stetig an.

Waldidylle erhielt in dieser Zeit eine eigene Poststelle.

Eine neue Busverbindung nach Dippoldiswalde entstand, Busfahrer war Herr Walter aus Schellerhau. Im Winter konnte auf Grund starker Schneefälle der Busverkehr nicht immer aufrecht erhalten werden. Bei starkem Schneefall räumten die ansässigen Bauern sowie arbeitslose Einwohner mit Schaufeln und mit Unterstützung eines sechsspännigen Schneepfluges die Straßen.

Die ,,Villa Waldidylle" hieß ab dieser Zeit Erzgebirgsbaude und hatte mit Arthur Rabbow einen neuen Besitzer, die Familie Vogler eröffnete die ,,Zugspitze" als Café und Pension und 1938er-baute Paul Cugier den Falkenhorst als Hotel Berghof. In vielen Annoncen und Faltblättern warb

man mit dem heilsamen Höhenklima, der wunderschönen Natur und pries die neu errichteten Ferienquartiere mit allen Annehmlichkeiten wie fließend Wasser, Zentralheizung und Garagen an. Das Waldidyller Trinkwasser war bei den Gästen sehr beliebt, oft füllten sie sich noch etwas für zu Hause ab.

 

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